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Zertifizierte Gynäkologische Krebszentren
Zertifizierte Gynäkologische Krebszentren arbeiten bei Therapie und Nachsorge nach den neuesten wissenschaftlichen Standards.
Vulvakrebs

Zertifizierte Gynäkologische Krebszentren

Sowohl Kliniken als auch Praxen können sich durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizieren lassen. Nachdem eine Einrichtung das Zertifizierungsverfahren durchlaufen hat, führt sie eine Art Gütesiegel, das garantiert, dass Patientinnen nach den neuesten Standards behandelt und versorgt werden. Das ist für alle onkologischen Bereiche möglich.

Welche Qualität können Patientinnen von einem Zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum erwarten?

Ziel des Zertifizierungssystems ist es, Betroffenen eine umfassende interdisziplinäre und sektorübergreifende Versorgung zu gewährleisten. Dabei spielen sowohl die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch praktische Kontinuität eine Rolle. Die ständige Expertise stellen mindestens zwei speziell ausgebildete gynäkologische Onkologen sicher. Ein gynäkologischer Onkologe an einem Zertifizierten Gynäkologischen Krebszentren muss unter anderem mindestens 100 radikale und organerhaltende Operationen am Genitale (zum Beispiel Vulvektomie) nachweisen. Auch auf die technischen Voraussetzungen wird Wert gelegt.

Betroffene werden bei Tumorkonferenz miteinbezogen

Die sogenannte Tumorkonferenz ist in zertifizierten Zentren einzigartig. Bei den Besprechungen wird ein auf die Patientin speziell zugeschnittener Behandlungsplan ausgearbeitet. An de wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz nehmen neben Chirurgen, Internisten, Radiologen und Strahlentherapeuten auch Psychoonkologen teil. Diese speziell ausgebildeten psychologischen Begleiter können für die durch die Erkrankung oftmals seelisch schwer belasteten Frauen eine große Hilfe sein. Die Tumorkonferenz stellt aber keineswegs nur eine Beratung unter Kollegen dar, denn die Patientinnen und deren Angehörige können ebenfalls teilnehmen und direkt mit den Spezialisten über die weitere Vorgehensweise sprechen.

Wer erarbeitet die Leitlinien?

Die Deutsche Krebsgesellschaft arbeitet für die verschiedenen Tumorerkrankungen mit den verschiedenen Fachgesellschaften zusammen. Bei Vulvakrebs ist die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zuständig. Jede Fachgesellschaft hat eine Arbeitsgemeinschaft als Schnittstelle zur Krebsgesellschaft. Bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist das die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie.

In den Kommissionen erarbeiten Ärzte Stellungnahmen für neue Entwicklungen, über deren Aufnahme dann alle Beteiligten in einem mehrstufigen Befragungsverfahren (Delphi-Methode) abstimmen – also ein umfangreiches Verfahren, das weit über die medizinische Expertise hinausgeht. In das Zertifizierungsverfahren sind nicht nur Ärzte eingebunden, sondern auch Psychologen, Sozialpädagogen, Patientenvertreter und Selbsthilfegruppen. So kann die Qualität bis zur Nachsorge garantiert werden.

Wie läuft die Zertifizierung ab?

Die Deutsche Krebsgesellschaft hat zur Qualitätsverbesserung sowohl die Leitlinien ins Leben gerufen als auch den entsprechenden Mechanismus geschaffen, mithilfe dessen die Prozess- und Ergebnisqualität der medizinischen Einrichtungen in Deutschland getestet und zertifiziert werden können.

Bei der ersten Zertifizierung muss ein Zentrum die Anforderungen der Leitlinien voll erfüllen. Dies wird jährlich von speziell ausgebildeten Auditoren überprüft. „In den Folgejahren sind in einem geringen Ausmaß Abweichungen möglich“, erklärt Prof. Dr. Hans-Georg Schnürch, Mitglied der Kommission für Vulvakrebs. „Alle drei Jahre müssen sich die Zentren einem strengeren Prüfverfahren unterziehen“ weist Prof. Schnürch weiter auf die Qualität der Abläufe hin. Der Katalog mit den aktuellen Anforderungen wird jedes Jahr sowohl an die bereits zertifizierten Zentren als auch an interessierte Einrichtungen verschickt.

Überarbeitung der Leitlinie

Im März 2016 hat die Kommission eine Überarbeitung der Leitlinie für Vulvakrebs verabschiedet. Neben klaren Empfehlungen für die Bestrahlung wird auf die Lebensqualität von betroffenen Frauen nach der Tumorentfernung Bedacht genommen. Deshalb ist ein Schwerpunkt das funktionell und anatomisch zufriedenstellende Ergebnis bei der Rekonstruktion der Vulva.

Zertifizierte Gynäkologische Krebszentren finden

Auf der Internetseite oncoMAP der Deutschen Krebsgesellschaft ist es möglich, nach Regionen sowohl Zertifizierte Gynäkologische Krebszentren, als auch zertifizierten Zentren, die Krebs an anderen Organen behandeln, zu finden.

Michi Jo Standl